chienchien | Deborah Uhde | 2015 | 8:30 min | SD
Eine Auseinandersetzung mit der Mutter der Experimentalfilme: dem Chien Andalou von Buňuel und Dalí.
Der Film chienchien ist ein visuelles Experiment an den Grenzen des digitalen Mediums, welches das analoge beinahe komplett abgelöst hat und somit auch zum Archiv/Speichermedium medialer Vorgänger wird. Die Übertragung ist niemals identisch und so arbeite ich im Film chienchien die digitalen Übertragungsfehler zu eigener Ästhetik heraus, torpediere sie und treibe den medialen Eingriff so weit auf die Spitze, dass ein neuer Film entsteht.
Inhaltlich habe ich die beiden markantesten Bilder des Originals als Rahmen herausgegriffen. Der in die Filmhistorie eingegangene Schnitt durchs Auge und die Hand, aus der Ameisen kriechen. Diese ursprünglichen Traumbilder – eines von Buňuel, das zweite von Dalí – waren auch der Ausgangspunkt für den Originalfilm. Dalís und Buňuels Interesse an der Verknüpfung scheinbar symbolisch aufgeladener Motive bei gleichzeitiger Verweigerung jedweder stringenter Bedeutung spielt auch in meiner Interpretation eine Rolle.
Hinzu kommt der Aspekt der Wiederholung in chienchien. Das jeweils erneute Auftauchen bestimmter Bildsequenzen in neuen Kombinationen ist eine Beschäftigung mit dem individuellen Prozess der Erinnerung. In der Variation der Wiederholung liegt gleichzeitig das Potential für Neuverknüpfungen, Neuinterpretation und Bedeutungsverschiebung.